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Im Winter/Frühjahr 2021 wur­den die Schu­len wegen des Anstiegs der Coro­na-Inzi­den­zen geschlos­sen. Die kata­stro­pha­len Fol­gen sehe ich in mei­ner Pra­xis bis heu­te. Kin­der und Jugend­li­che, die z. B. unter sozia­len Ängs­ten lei­den und bis dahin den Schul­be­such bewäl­tigt hat­ten, schaff­ten nach dem Distanz­un­ter­richt nicht mehr den Wie­der­ein­stieg und blei­ben bis heu­te dem Unter­richt fern. Eltern waren über­for­dert, neben der Erwerbs­tä­tig­keit noch ihre Kin­der schu­lisch zu fördern.

Die Schä­den sind lang­fris­tig: Im Distanz­un­ter­richt wur­de kein Wis­sen neu erwor­ben, viel­fach fand sogar eine Rück­ent­wick­lung statt. Kin­der wur­den aus ihren täg­li­chen Rou­ti­nen geris­sen, was zu einem signi­fi­kan­ten Anstieg von Depres­sio­nen, Angst­stö­run­gen und ande­ren psy­chi­schen Pro­ble­men führ­te. Dass ein Groß­teil der schu­li­schen Auf­ga­ben im End­ergeb­nis auf die Eltern abge­wälzt wur­de, führ­te oft zu Über­for­de­rung und fami­liä­ren Span­nun­gen. All­zu häu­fig set­zen sich die­se Pro­ble­me bis heu­te fort, wie ich tag­täg­lich in mei­ner Pra­xis sehe.

Wech­sel­un­ter­richt mag das Pro­blem lin­dern, aber nicht lösen.

Gute Qua­li­tät der Kin­der­krip­pe hilft Scha­den zu ver­mei­den – die Kinderkrippenampel

Die Deut­sche Gesell­schaft für Kin­der- und Jugend­li­chen­psy­cho­the­ra­pie und Fami­li­en­the­ra­pie hat eine hilf­rei­che Hand­rei­chung für Eltern ent­wi­ckelt, um die Qua­li­tät einer Kin­der­krip­pe ein­zu­schät­zen: Die Kin­der­krip­pen­am­pel.

Die Ampel hilft, anhand ver­schie­de­ner Fra­gen zu beur­tei­len, wie gut eine Krip­pe für die Ent­wick­lung des Kin­des ist:

Grün=gute Qua­li­tät
Gelb=bedenk­lich, gute Qua­li­tät nicht gewährleistst
Rot=sehr häu­fi­ge Qua­li­täts­män­gel, die nicht vor­kom­men dürfen

Die Kri­te­ri­en sind wis­sen­schaft­li­cher For­schung, Exper­ten-Urtei­len und Erfah­run­gen von Erzie­he­rin­nen entnommen.

Die Kin­der­krip­pen­am­pel fin­det sich hier.

(6. Juli 2015)

In den letz­ten Mona­ten wird ver­stärkt poli­tisch dar­über dis­ku­tiert, ob Ver­kauf und Kon­sum von Can­na­bis (Mari­hua­na, Haschisch, …) lega­li­siert wer­den sollen.

Prof. Rai­ner M. Holm-Hadul­la, Psych­ia­ter an der Uni Hei­del­berg, erläu­tert in einem Arti­kel in der FAZ den Stand der Wis­sen­schaft. Dabei wird vie­les bestä­tigt, was sich in der psych­ia­tri­schen Pra­xis beob­ach­ten lässt:

  • Men­schen, die häu­fig „markt­üb­li­che“ Can­na­bis-Pro­duk­te kon­su­mie­ren, erkran­ken dop­pelt so häu­fig an einer Psy­cho­se (mit Stim­men hören, Wahn­ideen, u.a.m.).
  • Can­na­bis schä­digt die Hirn­ent­wick­lung. Das ist v.a. bei Jugend­li­chen fatal, weil deren Gehirn umfang­rei­che Umstruk­tu­rie­run­gen durch­macht, die durch Can­na­bis gestört werden.
  • Moti­va­ti­on, Kon­zen­tra­ti­on und Gedächt­nis ver­schlech­tern sich.
  • Die Intel­li­genz sinkt.
  • Wer nach Can­na­bis-Kon­sum Auto fährt, ist dop­pelt so häu­fig in Unfäl­le verwickelt.

Gesam­ter Arti­kel hier: Kif­fen ver­gif­tet die krea­tivs­ten Köp­fe (FAZ vom 4.7.2015).

(31. März 2015)

Im Zusam­men­hang mit dem Absturz von Ger­man­wings-Flug 4U 9525 ist eine Dis­kus­si­on dar­über ent­brannt, ob die ärzt­li­che Schwei­ge­pflicht gelo­ckert wer­den soll. Anlass sind Ermitt­lungs­er­geb­nis­se, nach denen der Co-Pilot, der mut­maß­lich den Absturz wil­lent­lich ver­ur­sacht haben soll, vor eini­gen Jah­ren auf­grund von Sui­zid­ge­fahr in ärzt­li­cher Behand­lung war.

Vor­ab mei­ne Mei­nung: Eine Locke­rung der ärzt­li­chen Schwei­ge­pflicht wäre für das beson­de­re Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Pati­ent und Arzt denk­bar schlecht. Dass ein Pilot sei­ne Pas­sie­re mit in den Tod reißt, lie­ße sich durch eine Ände­rung der Geset­ze kaum ver­hin­dern. Warum?

Die ärzt­li­che Schweigepflicht

Erst dadurch, dass der Pati­ent der Ver­schwie­gen­heit des Arz­tes ver­traut, ent­steht ein Schutz­raum, in dem er sen­si­ble Din­ge preis­ge­ben kann. Bei psych­ia­tri­schen und psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Behand­lun­gen ist dies von beson­ders gro­ßer Bedeutung.

Die Schwei­ge­pflicht ist ein hohes Rechts­gut. Die durch den Pati­en­ten nicht geneh­mig­te Preis­ga­be von Infor­ma­tio­nen an Drit­te wird nach § 203 StGB mit Frei­heits­stra­fe bis zu einem Jahr oder Geld­stra­fe geahn­det. Die Schwei­ge­pflicht gilt über den Tod hin­aus, auch Ange­hö­ri­gen gegenüber.

Aus­nah­me ist, wenn der Pati­ent nicht über die not­wen­di­ge Ein­sichts- und Urteils­fä­hig­keit ver­fügt. Im Nor­mall­fall wird die­se aber schon beim 15-jäh­ri­gen angenommen.

Und wenn jemand auf­grund einer Erkran­kung sich oder ande­re erheb­lich gefährdet?

In die­sem Fall erlau­ben bereits die bestehen­den Geset­ze, die Schwei­ge­pflicht zu bre­chen. Bei­spiel: Ein Bus­fah­rer lei­det unter Epi­lep­sie. Anfäl­le wäh­rend der Fahrt wür­den die Fahr­gäs­te in Gefahr brin­gen. In die­sem Fall wür­de der behan­deln­de Arzt zunächst den Bus­fah­rer dazu bewe­gen, nicht mehr Bus zu fah­ren. Wenn dies nicht gelin­gen wür­de, so dürf­te der Arzt die zustän­di­gen Behör­den infor­mie­ren. Dies nennt man “recht­fer­ti­gen­der Not­stand” (§ 34 StGB).

Ein ande­rer Grund wäre, dass ein Pati­ent dem Arzt sagt, dass er eine schwe­re Straf­tat plant (z. B. sich und ande­re mit einem Flug­zeug in den Tod zu stür­zen). Dann müss­te der Arzt nach gel­ten­dem Recht sogar die Behör­den infor­mie­ren, um das zu ver­hin­dern. Wie jeder ande­re ist auch der Arzt nach § 138 StGB dazu ver­pflich­tet, eine geplan­te schwe­re Straf­tat anzuzeigen.

Wenn ein Pati­ent dem Arzt dage­gen sagt, dass er eine schwe­re Straf­tat began­gen hat, so ist der Arzt unein­ge­schränkt an die Schwei­ge­pflicht gebun­den, darf also nie­man­den dar­über informieren.

Wenn die Schwei­ge­pflicht gelo­ckert wür­de, so müss­te ein Pati­ent befürch­ten, dass sein Arzt bereits die Behör­den über sei­ne Erkran­kung infor­miert, wenn nur die vage Mög­lich­keit besteht, dass er ande­re gefähr­det. Vie­le wür­den dann dem Arzt wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen ver­schwei­gen. Für die Behand­lung wäre das denk­bar schlecht.